Kirchengeschichte
Orts- und Kirchengeschichte
„Groß-Ohrenbrunn liegt auf einer Hoch-Ebene, Klein-Ohrenbrunn, durch einen Bach-Einschnitt davon getrennt, gleichfalls auf einer Anhöhe, Neu-Ohrenbrunn zerstreut am Saume eines großen Waldes. Die männlichen Bewohner dieser Orte sind fast sämmtlich Maurer, die Wohnstätten kleine Häuser mit wenig oder gar keinem Grundbesitze. Der ganze Pfarrbezirk ist Waldgegend in sandiger, wenig ergiebiger Lage.“
So beschreibt 1856 Anton Steichele in seiner Chronik des Bistums Augsburg die Pfarr-Curatie Groß-Ohrenbrunn.
Der Ort hat seinen Namen wahrscheinlich von einer öffentlich zugänglichen, ergiebigen Quelle, die im weiten Waldgebiet lag. In früheren Zeiten hieß der Ort „Orenbrunn“.
Dabei ist - „Or“ - die fränkische Aussprache für - „Ar“ -, was in unserer heutigen deutschen Sprache soviel wie – Wasser – bedeutet.
Aus Orenbrunn und dem am Waldrand entstandenem Neu-Orenbrunn wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Gesamtbezeichnung Groß-Orenbrunn.
Aus einem klanglichen Missverständnis heraus wurde der Ort dann später mit – h – geschrieben und der Sprechweise entsprechend nicht mehr als –brunn sondern –bronn , also Großohrenbronn.
Der erste urkundliche Nachweis stammt aus dem Jahr 1414. Er wurde bei einem Güterkauf erwähnt.
Da verkaufte nämlich „Wernkuntz von Obern-Musbach in Wisenter pfarr an Weyprecht von Wollmershausen ein Gütlein zu Arnbrunn für 22 Gulden und bekommt es vom Käufer erbrechtsweise gegen ehrliche Gült wieder verliehen“. Das war am 18. Mai 1414, am „freytag nach unseres herren auffartag“.
Der Ort entstand wahrscheinlich aus Rodungen im 15. und 16. Jahrhundert.
Klein- und Neu-Orenbrunn sind wahrscheinlich Rode-Orte aus noch späterer Zeit.
Es darf angenommen werden, daß zumindest um diese Zeit, vielleicht auch schon vorher, eine kleine, dem heiligen St. Wolfgang geweihte Feld und Waldkapelle in der Nähe der Quelle gestanden hat.
Das Kirchlein stand also möglicherweise schon lange Zeit einsam in Wald oder Feld, bevor noch Ohrenbrunn bebaut wurde.
In einem Grundbuchauszug steht die Bemerkung: „…an der Stelle der jetzigen Kirche befand sich einmal ein Schloss.“
Ausgrabungen haben jedenfalls ergeben, dass an dieser Stelle einmal tatsächlich ein für die damalige Zeit repräsentatives Gebäude gestanden haben muss.
Vermutungen gehen dahin, dass es sich um ein Gebäude gehandelt hat, wie der alte Frankenturm am Schloss in Dürrwangen oder der Turm der alten Kappel bei Schwaighausen.
Es dürften dies wohl drei zusammengehörige Wachtürme oder eher noch Signaltürme gewesen sein.
Ob sie für den Kampf gegen die Römer dienten, deren Limes in der Nähe war, ist eher zweifelhaft. Wahrscheinlicher nutzten sie die Westgoten, die sich auch hinter dem Limes verschanzt hatten.
Aus dem Material dieses dann zerfallenen oder abgebrochenen Gebäudes ist dann jedenfalls die St. Wolfgangs – Kapelle erbaut worden.
Diese Kapelle war sehr alt. Das Mauerwerk, das also zumindest teilweise aus dem Vorgängerbauwerk stammte, wies bis in die romanische Periode.
In seiner Beschreibung der St. Wolfgangs-Kirche schreibt Anton Steichele: „….die Mauern sind sehr dick, und die Fenster, jetzt weit und hoch ausgebrochen, sollen ehemals ganz klein und schmal, mit Ausweitung nach innen, gewesen sein. Die Sakristei mit Rundbogenthür, Tonnengewölbe und massiven Mauern, scheint Unterbau eines Thurmes zu sein, der entweder nie zu Stande kam, oder wieder abgebrochen wurde“.
Nach Aufzeichnungen aus den Jahren zwischen 1608 und 1723 werden die Herren von Schenk als Erbauer genannt
Seit Ende des 17. Jahrhunderts wohnte ein Einsiedler bei der Kirche.
Eine Urkunde aus dem Jahr 1706 gibt Aufschluss darüber, daß sich „…neben der Capellen ad St. Wolfgangum…“ eine Klause befand, in der ein Eremit wohnte
Pfarrer Scheik aus Halsbach schreibt, daß der Anbau an die Kapelle einem „Schwalbennest“ ähnlich war. Dieser Anbau diente bis 1809 als Unterkunft für den Klausner, Er hielt den Gottesdienst in der Kapelle, er unterwies die Kinder im Katechismus und versah den Schuldienst in dem kleinen Ort.
Dieser Bruder stand, wie außerdem aus der Urkunde hervorgeht, unter dem Stiftskanonikat in Herrieden. Schon damals musste er dringend notwendige Reparaturen an dem Kirchlein durchführen.
1764 schenkte der Fürst von Öttingen als Landesherr dem damaligen Eremiten jährlich zwei Klafter Holz auf Lebenszeit, die ihm der Vogt aus Dürrwangen anweisen musste.
Orenbrunn gehörte zur Herrschaft Dürrwangen und unterstand damit bis 1796 den Grafen von Öttingen.
Diese Herrschaft ging dann in preussische Hände über und wurde der Markgrafschaft Ansbach einverleibt. Dadurch fiel es wenige Jahre später dem Königreiches Bayern zu.
Von Seiten der kirchlichen Verwaltung war Ohrenbrunn wie auch Dürrwangen dem Pfarrsprengel der Urpfarrei Halsbach einverleibt.
Deshalb musste auch der Pfarrer von Halsbach sieben Mal im Jahr die heilige Messe in der St. Wolfgangs-Kirche lesen.
1809 wurde die Eremitage in Orenbrunn aufgehoben und der damalige Klausner musste die Klause verlassen.
Dadurch waren Schule und Kirche verwaist.
Das Dörfchen zählte damals 18 Familien mit acht schulpflichtigen Kindern. Das dürften etwa 70 Einwohner gewesen sein. Die meisten Männer verdienten ihr Geld als Handwerker
Die Kinder besuchten danach zeitweise die Schule in Dürrwangen
1827 wurde von der Regierung die erste selbstständige Schule in Orenbrunn errichtet.
Bis zum Jahre 1845 hatte sich die Einwohnerzahl nahezu verdoppelt.
Es waren nun 36 rein katholische Familien mit 148 Gläubigen. 31 davon waren schulpflichtige Kinder.
Ab dem Jahre 1845 bemühte sich die Bevölkerung von Großohrenbronn um die Einrichtung einer eigenen Pfarrstelle.
Dies stieß zunächst auf den großen Widerstand des Halsbacher Pfarrers Scheik. Er schlug vor, die Katholiken von Großohrenbronn und der Erlmühle der Pfarrei Dürrwangen zuzuweisen.
Die Kirche von Orenbrunn bezeichnete er als baufällig. Pfarrer und Gläubige seien durch den Bauzustand gefährdet und als Beispiel dafür führt er an: „ indem die Uhrgewichte an der Decke der Kapelle angebracht sind, und Gefahr drohe, daß diese herabzufallen und den Geistlichen am Altar und mehrere andere Personen töten oder tödlich verwunden könnten“.
Die Großohrenbronner setzten sich aber mit ihrem Anliegen durch.
Denn auch die Verantwortlichen im Bistum Augsburg hatten erkannt, daß in dem einst rein katholischen Ort die Anzahl der Gläubigen römischer Konfession immer weniger wurden.
Zum einen war der Weg zu den Pfarrkirchen in Dürrwangen oder Halsbach doch sehr weit, so daß viele Bewohner den Kirchenbesuch stark vernachlässigten. Auch für die Pfarrer aus den Nachbarpfarreien war die seelsorgerliche Betreuung von Orenbrunn beschwerlich. Die Strecken mussten ja alle gelaufen werden – das Auto gab es ja noch nicht.
Zum anderen zogen immer mehr evangelische Mitbewohner nach Großohrenbronn, die es zu ihrer Pfarrstelle nach Dentlein nicht so weit hatten.
Deshalb bestimmte Bischof Peter von Augsburg, daß für Großohrenbronn und seine Umgebung eine eigene katholische Seelsorgestelle bestellt werde.
Zuerst musste natürlich für die bauliche und finanzielle Ausstattung dieser neu zu schaffenden Einrichtung gesorgt werden.
Im Herbst 1847 wurde deshalb im ganzen Bistum Augsburg eine Haus-Kollekte durchgeführt, die einen betrag von 9744 Gulden und 41 Kreuzern ergab.
Mit diesen Mitteln und unter Einbeziehung des schon bestehenden Schulhauses und der ständigen Bezüge des Schuldienstes wurde nun in Großohrenbronn eine katholische Seelsorgestelle in Form eines Pfarrcuratie- und Schulbenefiziums eingerichtet.
Eine Curatie ist ein eigenständiger Seelsorgebezirk, der von einem Hilfpriester, dem Curaten, geleitet wird
Ein Benefizium ist die kirchliche Pfründe (Einkommensquelle) zum Unterhalt des Geistlichen.
Die Seelsorgestelle wurde mit dem Schulbenefizium gekoppelt, um ein zusätzliches Einkommen für den Kuraten zu erschließen. Er hatte jedoch auch damit die Aufgaben eines Schullehrers zu erfüllen. Dadurch konnte er sich nicht allein der Seelsorge widmen.
Diese Doppelbelastung führte dazu, daß die Stelle vorerst nur schwer zu besetzen war.
König Maximilian II von Bayern genehmigte am 6. Mai 1850 in Übereinkunft mit dem bischöflichen Ordinariat die Gründung unter folgenden Bestimmungen:
- Der Sprengel des Schul-Beneficiums wird aus den Ortschaften Angerhof, Dentlein, Erlmühle, Groß-, Klein- und Neu-Orenbrunn, Schwaighausen und Thürnhofen gebildet.
- Dem Schul-Beneficianten wird völlige Unabhängigkeit von der Pfarrei Halsbach und der Wirkungskreis eines Pfarr-Curaten zugestanden; derselbe ist jedoch gehalten, zu Halsbach zur Anerkennung des früheren Verbandes mit dieser Pfarrei alljährlich das Fronleichnamsfest zu begehen.
- Der Schul-Beneficiant bezieht mit Einrechnung der freien Wohnung ein jährliches Einkommen von 400 Gulden; die Ausgaben für den Messner, für Bestreitung der Kirchen-Regie und der Schul-Erigenz, sowie für Unterhaltung der Kultus-Gebäude werden zum Theil aus den Stiftungsrenten, zum Theil mittels Beiträgen der Gemeindeglieder gedeckt.
- Bei dieser Pfründe alternirt das landesherrliche Präsentations- mit dem freien bischöflichen Collations-Rechte, das erstmalige Besetzungsrecht wird dem König vorbehalten.
Aus baulicher Sicht lagen noch schwere Aufgaben bevor.
Die St. Wolfgangs-Kapelle musste vergrößert und zur Pfarrkirche umgebaut werden.
Die Kirche hatte nun zwischen Chor und Schiff ein kleines, hölzernes Türmlein.
In ihm hingen zwei kleine Glocken. Die größere wurde im Jahre 1851 in Nördlingen gegossen, die kleinere hatte keine Jahresangabe oder Schrift, sondern nur ein Band mit alter arabeskenartiger Verzierung. Das Innere erschien gefällig, war geordnet und erneuert. Die Kirche hatte nur einen Altar, denn die Seitenaltäre wurden evtl. aus Platzgründen aus ihr entfernt. Außen an der Westseite war ein altes Steinrelief eingemauert: Christus am Kreuze mit Maria und Johannes.
Das vorhandene Schulhaus wurde als Curaten-Wohnung hergerichtet und ein ausreichend großer Friedhof angelegt.
Diese Maßnahmen zogen sich bis zum Jahre1854 hin.
Erst mit Wirkung vom 12. August 1854 konnte deshalb die bischöfliche Errichtungsurkunde ausgefertigt werden.
Die Besetzung der Curaten-Stelle erwies sich, wie schon erwähnt, als relativ schwierig.
Deshalb wurde erst zum 7. Mai 1855 der Vicar Johann Lautenbacher nach Großohrenbronn verwiesen.
Wie erwartet machte er schnell die Erfahrung, dass die Doppelbelastung mit Seelsorge und Schuldienst recht mühsam war.
Deshalb wurde nach Abhilfe gesucht.
Glücklicherweise konnte ab Februar 1858 dem Curatie-Vicar ein Schulgehilfe beigegeben werden, der von nun ab den Schuldienst versah.
Nun konnte sich der jeweilige Pfarrer der Curatie Großohrenbronn allein der Seelsorge der Gläubigen widmen.
Ab 1858 war also die Seelsorgestelle Großohrenbronn von der Mutterpfarrei Halsbach völlig unabhängig und der Pfarrer war nur für seine ureigenen Aufgaben zuständig.
Deshalb nehmen wir dieses Jahr als Ausgangspunkt für unser Jubiläum 150 Jahre Pfarrei
Mit der Abgabe des Schuldienstes war auch die Curaten-Stelle sehr viel leichter zu besetzen und so wurde, wie in den Gründungsbestimmungen vorgesehen, auf Vorschlag des bayerischen Königs Erhard Erhard, Kaplan zu Möring, am 14. Oktober 1858 als erster Pfarr-Curat in Großohrenbronn eingesetzt.
Am 4. November 1858 wurde er im bischöflichen General-Vikariat offiziell instituiert.
Wegen der Einstellung des Schulgehilfen kaufte die Pfarrgemeinde für ihren Geistlichen ein eigenes Haus und ließ es zu einer anständigen Pfarrwohnung herrichten.
Dazu konnten wieder Gelder aus einer Bistums-weiten Kollekte eingesetzt werden, die 795 Gulden erbrachte. Das waren etwa die Hälfte der Gesamtkosten.
Endlich im Jahre 1863 kam es zur völligen Trennung von Seelsorgestelle und Schuldienst, so daß nun ein ständiger Schullehrer in Großohrenbronn angestellt ist und die Seelsorgestelle rein im Charakter einer Pfarr-Curatie dasteht.
In einer Beschreibung des Kirchdorfes Groß-Orenbrunn von 1865 hatte der Ort damals 182 Einwohner. Mehr als ein Drittel der heutigen Gemarkung war noch mit Privatwäldern bedeckt, die inzwischen vollständig abgerodet wurden und deren Flächen heute bebaut sind
Die gesamte Pfarrei umfasste mit ihren Außenorten jetzt 334 Pfarrangehörige
Das Dorf entwickelte sich in den Folgejahren recht gut und die Bevölkerung nahm stetig zu. Bis 1880 hatte sich die Bevölkerung fast verdreifacht.
Das St. Wolgangs-Kirchlein wurde deshalb auch bald wieder zu klein und so gab es ab dem Jahre 1880 Pläne zur Vergrößerung des Kirchenraumes.
Bis 1883 wurden die Planungen verwirklicht.
Das Kirchengebäude wurde nach Westen hin um 3,50 Meter verlängert, der bisherige Turmreiter beseitigt und stattdessen an der Westseite über den vorhandenen massiven Fundamenten der Sakristei ein Turm angebaut.
1894 war der Friedhof zu klein geworden und wurde daher erweitert.
Im Jahre 1903 wurde mit der Planung für eine Friedhofskapelle begonnen die dann im Jahre 1904 gebaut wurde.
Aber auch die letzte Kirchenerweiterung erwies sich auf Dauer nur als Notlösung.
Bestrebungen für einen weiteren Anbau der bestehenden Kirche liefen seit dem Jahre 1908.
Sie nahmen ab 1919 konkrete Gestalt an. Die dazu nötigen Pläne sollen vor Jahren noch vorgelegen haben.
Aber dann kam die Inflation, und machte den vorhandenen Baufond von mehr als 10 000 Mark zunichte.
Ab den Jahre 1910 bemühten sich die Pfarrvikare von Großohrenbronn, daß aus der Pfarr-Curatie eine vollwertige Pfarrei zu machen.
Besonders Pfarrer Josef Dunau setzte sich dafür ein.
Aber erst unter seinem Nachfolger Pfarrer Michael Jung waren die Bemühungen von Erfolg gekrönt und am 7.Juni 1921 erfolgte mit Einverständnis des Kultusministeriums die Erhebung zur Pfarrei.
In den Folgejahren griff der Gedanke an einen Kirchenneubau immer mehr um sich.
Im Frühjahr 1928 kam Pfarrvikar Josef Wild nach Großohrenbronn. Er wurde zur treibenden Kraft für den Neubau, und er trieb das Projekt mit Feuereifer voran.
Ein Baugrundstück wurde erworben und erste Pläne gemacht.
Ein führender deutscher Kirchenbau-Architekt, Hans Herkommer aus Stuttgart, konnte dafür gewonnen werden
Eine zur Finanzierung genehmigte Landeskollekte führte der Geistliche persönlich durch.
Da traf die Pfarrei ein harter Schlag. Der junge Pfarrvikar starb am 4. Mai 1929 an einer heimtückischen Krankheit.
Während der Dienstzeit von Pfarrer Konrad Eichhöfer, der von 1929 bis 1931 in Großohrenbronn eingesetzt war, kam das Bauvorhaben fast zum erliegen.
Mit Wirkung vom 16. Juni 1931 wurde der 1.Stadtvikar von Nördlingen H.H. Martin Stegmüller zum Pfarrvikar von Groß-Ohrenbronn ernannt und er nahm am 1. Juli 1931 seine Tätigkeit in der Gemeinde auf.
Er hatte bei der Kirchenrestauration in Nördlingen bereits Erfahrung in Bauangelegenheiten sammeln können.
Er brachte sofort frischen Wind in die Sache
Neue Pläne mussten erstellt werden, da vor allem der erste Entwurf für die damalige Zeit sehr modern ausgefallen war.
Erst nach persönlicher Vorsprache des Architekten beim Bayerischen Innenministerium wurde der mittlerweile vierte Versuch genehmigt.
Anlässlich einer Firmung in Dinkelsbühl beehrte der damalige Augsburger Bischof Dr. Joseph Kumpfmüller am 8. Mai 1931 die Pfarrgemeinde mit einem Kurzbesuch. Er informierte sich über den Kirchenneubau und sagte seine Unterstützung bei dem schwierigen Vorhaben zu.
Am Kirchweihfest 1931 fasste die Kirchenverwaltung den entscheidenden Beschluss zum Baubeginn.
Und so machten sich die Bauhandwerker aus Großohrenbronn an die Arbeit, froh, in einer Zeit großer Arbeitslosigkeit, eine Beschäftigung gefunden zu haben.
Den Lohn von zwei Tagen in der Woche stellte jeder dem Kirchenbaufonds zur Verfügung.
Um mehr Leuten Arbeit zu geben, wurde beschlossen, alle 14 Tage mit der Belegschaft zu wechseln.
Was aber noch fehlte, das war die offizielle Baugenehmigung. Der Behördenweg über Feuchtwangen, Ansbach nach München und zurück war lang.
Es war schon so weit gekommen, dass der Bau eingestellt werden sollte. In Folge der gereizten Stimmung bei den arbeitslosen Arbeitern unterblieb dies jedoch.
Die offizielle Baugenehmigung für den Rohbau traf ein, als die Zimmerleute gerade den Dachstuhl fertig gestellt hatten.
Im Oktober 1932 war der Bau soweit fertig gestellt, dass Dekan Dr. Stieffenhofer aus Dinkelsbühl dem neuen Gotteshaus eine erste Weihe erteilen konnte.
Da viele Dorfbewohner ihr Brot außerhalb der Ortschaft verdienen mussten und deshalb täglich unterwegs waren wurde der Erzengel St. Raphael zum Kirchenpatron gewählt. Er ist der Schutzpatron der Reisenden.
Am 25.6.1933 wurde die Kirche dann von Bischof Dr. Josef Kumpfmülller konsekriert.
1936 wurde die Kirche mit einem großen Fresco-Gemälde des weit bekannten Kunst-Professors Hans Nagel aus München ausgestattet.
Bei einer Ausstellung religiöser Kunst wurde das Bild mit einem Staatspreis ausgezeichnet und auch auf der Weltausstellung in Rom gezeigt.
1951 wurde mit dem Bau eines neuen Pfarrhauses begonnen und an der Kirche eine erste Außenrenovierung vorgenommen. Zusätzlich wurde 1952 der zu klein gewordene Friedhof erweitert. Bei diesen Arbeitsmaßnahmen leistete die Bevölkerung über 11.000 Arbeitsstunden unentgeltlich.
Während des zweiten Weltkrieges stand die alte St. Wolfgangs-Kirche leer. Sie wurde von der Wehrmacht beansprucht und als Lager benützt. Beim herannahen der Front wurde dieses Lager erst vom deutschen Militär und dann von der Bevölkerung geplündert und das Gebäude beschädigt. Die nachfolgenden Besatzungstruppen (Belgier) richteten in der zweckentfremdeten Kirche ihre Küche ein. Sie verließen das Gebäude in einem erbarmungswürdigen Zustand. Zu dieser Zeit waren keine Baumaterialien zu bekommen und nach der Währungsreform fehlten die Mittel, um das alte Kirchengebäude zu sanieren. So musste das ziemlich baufällige Gotteshaus 1952/53 abgebrochen werden.
1954 wurden dann auch wieder neue Glocken beschafft. Die alten Glocken waren überwiegend im ersten und zweiten Weltkrieg beschlagnahmt worden.
Das alte Pfarrhaus blieb noch bis 1963 bewohnt. Danach wurde es abgerissen und an seiner Stelle ein Kindergarten errichtet. Dieses Gebäude wurde ab 1988 zum Pfarrheim umfunktioniert.
Die Initiative zum Bau eines Kindergartens ging von Pfarrer Martin Stegmüller aus. Der Neubau wurde dann unter seinem Nachfolger Pfarrer Michael Vötter in den Jahren 1963/64 nach den Plänen des Architekten Karl Emmert aus Dinkelsbühl durchgeführt
Ende der sechziger Jahre wurde die neue Kirche unter Ortspfarrer Rudolf Erl außen renoviert.
In den achtziger Jahren wurde dann eine größere Innenrenovierung notwendig. Der gesamte Innenraum erhielt einen helleren Farbton und im Dachgeschoss und Altarraum wurden bauliche Veränderungen vorgenommen.
1999/2000 wurde das Pfarrheim renoviert. Etwa 30 Helfer leisteten gut 1100 freiwillige Arbeitsstunden.
2001 wurde als letzte größere Baumaßnahme die Neugestaltung des Kirchenvorplatzes vorgenommen.
Im Jahr 2008 feierte die Pfarrei St. Raphael in Großohrenbronn zwei große Jubiläen.
Zum einen wurde vor 75 Jahren die Pfarrkirche St. Raphael geweiht und außerdem war es 150 Jahre her, dass in Großohrenbronn eine selbständige Seelsorgestelle eingerichtet wurde.
Seit 2016 gehört die Pfarrei Großohrenbronn zu der neu gegründeten Pfarreiengemeinschaft Feuchtwangen/Dürrwangen.
2017-2020 Eine erneute Kirchenrenovierung steht an. Dabei muss vor allem die Statik gesichert werden. Das erfordert umfangreiche Maßnahmen, die dringend notwendig sind, die aber von außen nicht erkennbar sein werden. Am Kirchturm, der neu gestrichenen werden soll, werden die Renovierungsarbeiten aber dann schon auffallen.
Als Vorarbeiten mussten 2018 sechs Stützpfeiler zur Sicherung der Statik eingebaut werden.
Nach langen Verhandlungen und verschiedenen Kostenberechnungen durch das beauftragte Architekturbüro, kam nun am 13. März der erfreuliche Bescheid, dass die Finanzierung der zuletzt geplanten, reduzierten Maßnahme gesichert ist.
Zur Geschichte in Großohrenbronn
„Orenbrunn“, so war der ursprüngliche Name, ist ein relativ junger Ort, der im Mittelalter entstanden sein dürfte. Die inmitten eines großen Waldes dem heiligen Wolfgang geweihte Kapelle soll nach Überlieferungen aus den Resten eines zerfallenen Schlosses – manche meinten auch aus den Resten eines zerfallenen Wach- und Signalturmes aus der Römerzeit – erbaut worden sein. (Großohrenbronn liegt sehr nahe am nördlich des Hesselberges verlaufenden Limes).
Neben der Kapelle wohnte bis 1809 ein dem Stiftskanonat von Herrieden unterstellter Eremit, der die Bevölkerung religiös betreute und die Kinder das Lesen und Schreiben lehrte. Siebenmal jährlich las der Pfarrer von Halsbach, wohin Orenbrunn eingepfarrt war, in der Kapelle die heilige Messe.
Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts bemühte sich Bischof Peter aus Augsburg darum, in Orenbrunn eine eigene Seelsorgestelle zu errichten. Dies führte zum Erfolg: am 6. Mai 1850 genehmigte König Maximilian II. von Bayern die Errichtung einer Pfarrkuratie und eines Schulbenefiziums. Der Pfarrstelle wurden die Orte Angerhof, Dentlein, Erlmühle, Fetschendorf, Kaierberg, Groß- und Kleinohrenbronn, „ Neuohrenbronn“, Obermosbach und Thürnhofen mit insgesamt 334 Katholiken zugeteilt.
Die inzwischen wiederholt vergrößerte St. Wolfgangs-Kapelle wurde nunmehr zur Pfarrkirche. Allerdings dauerte es fünf Jahre, bis der erste Pfarrherr, Vikar Johann Lautenbacher, seinen Einzug hielt. Sein Amt war beschwerlich, denn er mußte ja zugleich als Lehrer tätig sein. Das änderte sich erst bei seinem Nachfolger im Jahr 1863. Von nun an konnten sich die Ortsgeistlichen ganz ihren pfarrlichen Aufgaben widmen.
Noch immer war Großohrenbronn der Mutterpfarrei Halsbach unterstellt. Von 1910 an bemühte sich der Ortspfarrer, daß die Kuratie in eine eigene, selbständige Pfarrei umgewandelt werde. Erst Pfr. Josef Dunau hatte damit Erfolg: am 7. Juni 1921 wurde Großohrenbronn zur selbständigen Pfarrgemeinde mit allen Rechten und Pflichten erhoben.
Das Dorf hatte sich, seitdem es mit einem Geistlichen besetzt war, rasch entwickelt und die Bevölkerung verdreifacht. Das wiederholt umgebaute St. Wolfgang Kirchlein erwies sich als zu klein. Pläne für einen Anbau der bestehenden Kirche liefen seit dem Jahr 1908; die Inflation 1923 machte den vorhandenen Baufonds von mehr als 10000 Mark zunichte.
In den Folgejahren griff der Gedanke eines Kirchenneubaues wieder mehr um sich. Im Frühjahr 1928 kam Pfarrvikar Josef Wild in die Gemeinde, der das Projekt mit Feuereifer aufgriff. Ein Baugrundstück wurde erworben, Pläne gemacht, und die genehmigte Landeskollekte führte der junge Geistliche persönlich durch. Da erfolgte ein harter Schicksalsschlag: innerhalb weniger Wochen war der junge Pfarrvikar durch eine heimtückische Krankheit hinweggerafft worden (gestorben am 4. Mai 1929). Damit kam auch die Sache des Kirchenneubaues nahezu zum Erliegen.
Erst drei Jahre später wurde das Projekt wieder aufgegriffen. Pfarrer Martin Stegmüller, am 1. Juli 1931 in Großohrenbronn aufgezogen, brachte frischen Wind in die Sache. Am Kirchweihfest 1931 (Allerweltskerwa) wurde durch die Kirchenverwaltung der entscheidende Beschluß zum Baubeginn gefasst.
Ein großes Hindernis war aber noch zu nehmen: Der Plan für die damals neuzeitliche Kirche war nach einer persönlichen Vorsprache des Architekten Hans Herkommer aus Stuttgart für den vierten Entwurf genehmigt worden, die offizielle Baugenehmigung stand aber noch aus. Trotzdem machten sich die Bauhandwerker aus Goßohrenbronn an die Arbeit; froh, endlich wieder – damals herrschte ja eine große Arbeitslosigkeit – eine Beschäftigung gefunden zu haben. Den Lohn von zwei Tagen in der Woche stellte jeder dem Kirchenbaufond als Spende zur Verfügung. So entstand das Werk; just als die Zimmerleute den Dachstuhl aufsetzten, traf dann die Genehmigung für den Rohbau ein. Im Oktober 1932, genau ein Jahr nach dem gefaßten Beschluß, erhielt das neue, dem hl Erzengel Raphael geweihte Gotteshaus durch Dekan Dr. Stiefenhofer aus Dinkelsbühl seine erste Weihe.
Pfarrer
Wenn immer man von der Erstellung der St. Raphaels-Kirche spricht, dann werden zwei Namen genannt. Pfarrvikar Josef Wild als Initiator und Planer und Pfarrer Martin Stegmüller als Erbauer.
Beide sind hier in Großohrenbronn begraben…. Um ihrer Verdienste willen wurden zwei Straßen nach den beiden Geistlichen benannt.
In memoriam - Pfarrer Martin Stegmüller
HH Pfarrer Martin Stegmüller, Jahrgang 1903, war von 1931 bis 1962 Pfarrer in Großohrenbronn.
Wie kein anderer hat er hier die Raphaelsgemeinde in der „schlechten Zeit“ nach dem ersten Weltkrieg, während des zweiten Weltkrieges und in der „armen Zeit“ nach dem Krieg, geprägt.
Er übernahm zwar eine neue Pfarrkirche, aber auch die unübersehbaren Schulden. Er war den Repressalien der Nazis ausgesetzt und mußt hier eine „Maurerskolonie von Nürnberg“ – wie er es in einem Visitationsbericht beschrieb – versorgen. Besonders während des furchtbaren Krieges von 1939 bis 1945 war er die Mitte der Gemeinde, Ansprechpartner und Anlaufstelle in allen Lebenslagen. Das Dorf war schon immer kleinbäuerlich strukturiert; die Ernährer mußten das Brot für ihre Familien als Wochenpendler in den Großräumen Nürnberg und Stuttgart verdienen.
Nicht nur im Krieg, waren die Frauen mit ihren Kindern auf sich gestellt. Not und – oft eine unsägliche - Armut war hier in Großohrenbronn zu Hause.
Pfr Martin Stegmüller hat das Leben mit den ihm Anvertrauten geteilt. Ob es bei Krankheit war, bei Streitereien, ob es die Probleme der Alleinerziehenden oder ganz konkret die Hilflosigkeit in ihrer kläglichen Landwirtschaft war, er – der Herr Pfarrer – war für sie da. Keine Krankheit, für die er keinen Tee hatte, kein Ehekrach wo er nicht vermittelt hätte, keine seelische Not der oft hilflosen und schutzlosen Mütter, in denen er nicht beistand.
Folgende Geschichte hat man mir erzählt: Stell dir vor: mein Mann war im Krieg, ich hatte Heu draußen und es zog ein Gewitter auf. Da kam der Pfarrer mit dem Fahrrad vorbei, hat angehalten und mir geholfen, das Futter zu bergen. Solche ganz praktischen Hilfen sind hängengeblieben; die Alten wissen nicht mehr, ob er gut gepredigt hat, aber sie wissen, daß er ein herzensguter Mensch war.
Natürlich: mit „Gelobt sei Jesus Christus“ hatte man zu grüßen….. und für so manchen war es ratsam, einen großen Bogen um ihn herum zu machen, denn er konnte auch Klartext reden; im Beichtstuhl herrschte Ordnung, und nicht wenige Watschen hat er verteilt. Die Ministranten mußten die lateinischen Akklamationen perfekt beherrschen und der Dienst am Altar hat eher einem Soldatenexerzierplatz geglichen als einem geheiligten Bereich, in dem man gefeiert hat. In der Sakristei herrschte Ordnung und Ruhe und die Ministranten haben sich damals noch selber angekleidet.; aber wohl gefühlt haben sie sich beim ihm, in guten Händen haben sie sich gewußt. Wer war nicht begeistert beim Ostereiersuchen im Pfarrgaren, oder beim Punsch an seinem Namenstag. Man wußte, es gibt nur Äpfel und Nüsse, aber gefreut hat man sich, dabei sein zu dürfen. Für die Orgel mußte der Wind noch mit Muskelkraft besorgt werden, aber der Orgeltreter gehörte zu den besonders Bevorzugten.
Die Kirche war nicht immer voll, aber immer gut gefüllt, nicht nur an Weihnachten und an Allerheiligen; und sicher waren die Leute nicht alleine deswegen da, weil man sich der Sünden fürchtete, sondern weil es eine Selbstverständlichkeit war, man gehörte dazu, das kirchliche Leben war Teil des eigenen Lebens und das eigene Leben war ohne die Kirche nicht denkbar.
Pfr Stegmüller hatte einen besonders guten Freund im Pfarrer von Dürrwangen, dem späteren Regens des Priesterseminares in Dillingen, des Generalvikares und Bischofsvikares Martin Achter. Mit ihm zusammen haben sie beide Gemeinden betreut, ein Herz und eine Seele waren sie, gegenseitig beraten und getragen haben sie sich. Pfr Stegmüller – man stelle sich das vor – war Kapitelskämmerer im Dekanat Dinkelsbühl, eine ganz besondere Würde; eine blaue Mozetta durfte er stolz tragen.
Der Herr Pfarrer war ein begeisterter Kneippianer, und mit Graus haben seine Schäflein zugesehen wie er im Februar das Eis einschlug, um zu baden. Güsse und Wickel, Heusack und Sitzbäder mit Eichenrinden gegen Hämorrhoiden waren eine Spezialität von ihm.
Pfr Martin Stegmüller war ein Seelsorger in allen Lebenslagen, ein Seelsorger mit Leib und Seele, ein hochgeschätzter und geachteter Mann, ein Helfer mit dem Herzen auf dem rechten Fleck war er, ein Wegbegleiter von der Wiege bis zur Bahre.
Diakon Heinz Geißler
Pfarrvikar Josef Maria Wild
Auf unserem Friedhof steht ein Grabmahl, das eine auffällige Ähnlichkeit mit der Raphaelskirche hat: der Grabstein von Josef Wild.
Der Geistliche, hatte in der Zeit seines nur zehn Monate dauernden Wirkens den Neubau der Kirche in die Wege geleitet. Das Ordinariat Augsburg hatte Pfarrvikar Josef Wild, der am 12. Juli 1925 zum Priester geweiht worden war, nach dreijähriger Kaplanszeit an verschiedenen Orten nach Großohrenbronn beordert mit dem Auftrag, dort eine neue Kirche zu bauen. Das war nicht einfach, denn das geplante Projekt hatte sich bis dahin schon über zwei Jahrzehnte hingezogen. Die ersten Aufzeichnungen über eine Kirchenneubau stammen aus dem Jahr 1908.
Mit Feuereifer macht sich der junge Geistliche an die ihm gestellte Aufgabe. Knapp drei Wochen nach seinem Einzug faßte die Kirchenverwaltung den Beschluß, dem Architekten Hans Herkommer aus Stuttgart den Auftrag zu einem Kirchenbauentwurf zu erteilen.
Mit seinem Hanomag legte der Pfarrvikar die Fahrten nach Feuchtwangen, Ansbach, Augsburg und München zurück, um das Projekt voranzutreiben. In München war er beim Landtag vorstellig geworden, um eine Landeskollekte zu erreichen, die er dann im Winterhalbjahr 1928/1929 selbst durchführte. Der Kirchenneubau war ihm zum Herzensanliegen geworden.
Inmitten seiner rastlosen Tätigkeit überraschte den erst 28 Jahre alten Geistlichen eine aus einer Kopfgrippe herrührenden Krankheit, die am 4. Mai 1929 zu seinem allzu frühen Tod führte. Am 6. Mai 1929 fand Pfarrvikar Josef Wild auf dem Friedhof Großohrenbronn seine letzte Ruhestätte.